de Sepibus in Strasbourg um vermeintlichen Sieg geprellt

Als einziger Vertreter des Zuger Fechtclubs stand Severin de Sepibus heute anlässlich des Circuit National Senior (französisches Qualifikationsturnier) in Strasbourg (FRA) am Start. Obwohl dieses Jahr rund 150 Teilnehmer weniger als auch schon mit dabei waren, war das Turnier mit 190 Fechtern aus über 10 Nationen noch immer ein Mammutanlass. Für die 190 Startenden galt es in 3 Hallen und auf über 30 Pisten, sich einen von 64 Startplätzen für den zweiten Turniertag am Sonntag zu ergattern, wo zusätzlich die vorqualifizierten Besten 32 der französischen Rangliste sowie die angemeldeten Top Cracks aus den ersten 64 der Weltrangliste am Start sein würden.

Bei Turnierbeginn noch voller Zuversicht: der Zuger Severin de Sepibus in Strasbourg.

de Sepibus startete mit viel Selbstvertrauen in die Vorrunde und konnte seine ersten Gegner richtiggehend von der Planche fegen. Nach 3 Siegen in Folge und einem Trefferverhältnis von 14:4 bot sich dem Zuger bei Halbzeit der Vorrunde eine aussichtsreiche Ausgangslage. Danach kamen jedoch alte Schwächen wieder zum Vorschein und es zeigte sich, dass Linkshänder noch immer nicht zu den Lieblingsgegnern des Kolinstädters gehören. Entsprechend gingen die weiteren 3 Vorrundengefechte gegen Vertreter der angesprochenen „Spezies“ verloren. Nach Abschluss der Vorrunde klassierte sich de Sepibus so im vorderen Mittelfeld auf Zwischenrang 71, was ihm ein Freilos für die Direktausscheidung der letzten 256 bescherte.

In der Runde der letzen 128 ging es dann gegen einen Franzosen um die Eintrittskarte für Tag 2 des Turnieres. Nachdem de Sepibus die Vorrunde in der Haupthalle absolvieren durfte, wurde er für die K.O.-Runde mit dem Car in eine Aussenhalle verfrachtet. Im Gegensatz zur modernen Haupthalle war diese Nebenhalle mit alten Anlagen ohne automatische Trefferzählung ausgestattet, was später noch matchentscheidend werden würde.

de Sepibus begann das Gefecht konzentriert und führte nach dem 1. Drittel verdient mit 5:3 Treffern. Zu Beginn des 2. Drittels brach dann allerdings das nackte Chaos herein. Der Schiedsrichter war urplötzlich der Meinung, dass der Franzose mit 5:3 führen würde! de Sepibus legte natürlich sofort Protest ein, was zu einer längeren Unterbrechung des Gefechts führte. Nach zuerst sachlichen und später hitzigen Diskussionen aller Beteiligten wurde auf Schiedsrichterentscheid entschieden, womit dem Franzosen zu Unrecht 2 Treffer geschenkt wurden, währenddem de Sepibus 2 Treffer abgezogen wurden… Der Franzose und seine Entourage zeigten sich dabei nicht wirklich von der sportlichen Seite, indem sie meinten, nicht mitgezählt zu haben und daher auch keine Ahnung hätten, wie der aktuelle Stand sei… Mit der entsprechenden Wut im Bauch wollte de Sepibus seinem Gegner die zu Unrecht gewonnene Moral möglichst schnell gleich wieder wegnehmen. Dank drei schönen Fusstreffern in Folge gelang das zwischenzeitlich auch. Doch der Franzose zeigte im Anschluss, dass er durchaus auch fechterisch einiges zu bieten hatte und eigentlich nicht auf „Gratis-Punkte“ des Schiedsrichters angewiesen wäre. Im Anschluss entwickelte sich ein hitziges Gefecht in dem so manche „Nettigkeit“ ausgetauscht wurde. Am Ende behielt der Franzose mit 15:13 das bessere Ende für sich und zog so unverdient in den zweiten Turniertag ein, obwohl das Score eigentlich genau umgekehrt und zu Gunsten von de Sepibus gelautet hätte.

So endete das Turnier für den Zuger auf sehr unglückliche Art und Weise mit einer ganz bitteren Niederlage mit fahlem Nachgeschmack und der angestrebte Einzug in den zweiten Turniertag wurde trotz guter Leistung verpasst. Abschliessend stellt sich eigentlich nur die Frage, warum an solchen Turnieren noch immer veraltete Anlagen ohne automatische Trefferzählung eingesetzt werden dürfen. Mit Material auf aktuellem technischen Niveau könnte der Faktor „menschliches Versagen“ nämlich ohne weiteres ausgeschaltet werden und die Organisatoren könnten sich so manche hitzige Diskussion ersparen.

Morgen Sonntag sind dann bereits die nächsten Zuger Fechter im Einsatz. In Küssnacht am Rigi kreuzen die Zuger Nachwuchsfechter im Mannschaftswettbewerb die Klingen. Es bleibt zu hoffen, dass sie nicht durch „menschliches Versagen“ ausgebremst werden.