Insgesamt 52 Fechterinnen und Fechter nahmen heute an der traditionellen Trophy Tissot in Zürich teil. Das Turnier geniesst seit Jahren über die Landesgrenzen hinaus Anziehungskraft, da es wohl das bestdotierte Fechtturnier der Schweiz ist. Turniersponsor Tissot stellt für die Sieger jeweils eine luxuriöse und teure Edeluhr zur Verfügung. Als einziger Vertreter des Zuger Fechtclubs, war auch der Vorjahresdritte Severin de Sepibus mit am Start. Nachdem er es in den letzten Jahren bei mittlerweile über 15 Teilnahmen und trotz mehreren Podestplätzen noch nie geschafft hatte, die begehrte Uhr zu gewinnen, versuchte er sich dieses Jahr erneut an der grossen Aufgabe.
starke Vorrundenleistung
Entsprechend motiviert und konzentriert stieg der 30-jährige Baarer ins Turnier. Die Setzungsrunde absolvierte er mit 4 Siegen ohne Niederlage souverän. Auch in der anschliessenden Hauptrunde, welche im Marathonmodus ausgetragen wurde, wusste der Zuger Routinier zu überzeugen. Nach 15 Siegen in Folge, verlor er erst im letzten Vorrundengefecht zum ersten und einzigen Mal an diesem Tag. Mit 15 Siegen bei 1 einzigen Niederlage, qualifizierte er sich souverän für die Direktausscheidung der letzten 16 und konnte vom vielversprechenden 2. Zwischenrang in die entscheidende Phase des Turniers starten.
fehlerlose Direktausscheidung
Mit entsprechend viel Selbstvertrauen startete de Sepibus in die Direktausscheidung. Seinen deutschen Gegner Andreas Lang aus Bonn dominierte er von Beginn weg und liess ihm nicht den Hauch einer Chance. Nach einem souveränen 15:5 Sieg, stand der Einzug ins Viertelfinale fest. Auch danach liess de Sepibus absolut nichts anbrennen und eliminierte erst im Viertelfinale den Zürcher Guillaume Benoist (15:11) und danach im Halbfinale den überraschenden und im Verlaufe des Turniers über sich herausgewachsenen französischen Altmaître Emmanuel Shapira (15:9). Damit war der Finaleinzug perfekt und die angestrebte Uhr in greifbarer Reichweite.
taktische Parforceleistung im Finale
Im Finalgefecht stand de Sepibus der favorisierte und aktuelle Schweizer Weltcupfechter Bruce Brunold aus Zürich gegenüber, der in seinem Halbfinale den starken Deutschen Rainer Schünke ausschalten konnte. Da Linkshänder Brunold für de Sepibus eine Art Angstgegner darstellt, legte sich der Kolinstädter eine spezielle Taktik zurecht, damit Gegner Brunold seine Stärken gar nicht erst in die Waagschale werfen konnte. Der Zuger schlug von Beginn weg ein horrendes Tempo an und powerte Brunold richtiggehend in die Defensive. Da de Sepibus wusste, dass er die angeschlagene Pace nicht über die Maximalkampfdauer von 3×3 Minuten würde durchhalten können, setzte er auf einfache und schnelle Aktionen. Diese Taktik ging perfekt auf und der favorisierte Brunold fand schlicht kein Gegenmittel. Nach etwas mehr als 5 Minuten resultierte daraus ein souveräner und mehr als verdienter 15:9 Sieg für den Zuger Taktikfuchs.
Obwohl völlig ausgepowert und vorübergehend ohne Luft, war die Freude über den angestrebten und erreichten Turniersieg und den Gewinn der begehrten Tissot Racing-Touch Uhr bei de Sepibus riesengross, schliesslich wollte er dieses Turnier seit vielen Jahren unbedingt einmal gewinnen und konnte damit eine lang anhaltende Lücke in seinem Palmares erfolgreich schliessen. Die Gewissheit, dass sich Beharrlichkeit eben irgendwann doch auszahlt und dass trotz wenig Training an guten Tagen dank taktischer Gewieftheit noch immer aktuelle Weltcupfechter in die Schranken gewiesen werden können, gibt de Sepibus viel Mumm für die Zukunft!
Dem 22-jährigen heutigen Pechvogel und sporadischen Trainingskollegen Brunold, der schon letztes Jahr als Finalverlierer von der Planche musste, gehört trotzdem die Zukunft und es bleibt zu hoffen, dass er nicht so lange wie de Sepibus auf seinen ersten Triumpf an der Trophy Tissot warten muss.
Die Turnierdokumentation gibts hier.
Trophy Tissot (Zürcher Degenmarathon), Zürich (15.06.2014)
Aktive (52 Teilnehmer)
1. DE SEPIBUS Severin (Zuger Fechtclub) 2. BRUNOLD Bruce (Zürcher Fechtclub) 3. SCHÜNKE Rainer (GER) 4. SHAPIRA Emmanuel (FRA) 5. VILLIGER Olivier (Zürcher Fechtclub) 6. HÖSCHEL Mark (GER) 7. BENOIST Guillaume (Akademischer Fechtclub Zürich) 8. PREISWERK Lukas (Fechtgesellschaft Basel)